Zitate und Anekdoten

Hier finden sich weise Sprüche und muntere Geschichten, die das Leben der Bayern treffend beschreiben. Wer solcherlei auch zu berichten weiß, kann die Liste gerne über die Kommentarfunktion weiterführen.

„Bayern, Pfälzer, Franken, Schwaben, ruhmvoll nennt sie die Geschichte; zu schön glänzen diese Namen durch eine Reihe von Jahrhunderten, als dass sie erlöschen sollten, u. freudig ertheile Ich den Ländern wieder ihre angestammten Benennungen. Der geschichtliche Boden ist ein fester.“ (Ludwig I. in: Körner, Hans-Michael: Geschichte des Königreichs Bayern, München 2006, S. 82f.)

Körner verweist darauf, dass damals die neuen Gebiete Franken, Schwaben, frühere reichsfreie Städte und Fürstbistümer ins Königreich Bayern integriert werden mussten. Während Montgelas das über den Zentralismus und ein dichtes Verwaltungsnetz erreichen wollte, will Ludwig dagegen integrieren, indem er die Besonderheiten und Traditionen der neuen Gebiete wertschätzt. Daher bekam etwa Würzburg ein Denkmal für Julius Echter und Augsburg eins für die Fugger. Auch historische Vereine sollten in jedem Kreis geschaffen werden. Ludwig dachte die Staatlichkeit Bayerns nicht vom Zentrum her, sondern von seinen Teilen. Finde ich ziemlich wichtig auch in der heutigen Zeit, wo viele den Verlust von Identität und Tradition der Heimat und einen überbordenden Zentralismus fürchten. Und wo man beginnt darauf zu achten, dass das, was vor Ort gelöst werden kann, auch vor Ort gelöst werden sollte. 

„daß unsere Minister, weil sie sich nicht mehr halten konnten, den König „schlachten“ wollten.“ (Bismarck zum bayerischen Gesandten über die Entmündigung Ludwigs II., in: Körner, Hans-Michael: Geschichte des Königreichs Bayern, München 2006, S. 163 ff.)

Die Minister waren damals nicht dem Parlament, sondern nur dem König verantwortlich. Bei Ludwig II. der sich eh in seine Traumwelt zurückzog, hatten sie also Narrenfreiheit. Ludwig hatte bislang vermieden, den Landtag als Verbündeten gegen die Minister einzusetzen, denn das wäre ein Schritt Richtung parlamentarische Monarchie gewesen. Erst als er drohte, die konservative  Landtagsmehrheit gegen seine liberalen Minister um Hilfe zu bitten, sahen sie ihre Machtbasis gefährdet und sägten den Mann ab, dem sie eigentlich verantwortlich waren, so Körner. Für mich sieht das aus wie ein Putsch der Oligarchen gegen die alte Monarchie, damit die neue Demokratie nicht gestärkt wird. 

„Die Tore standen weit offen und niemand wurde ausgesperrt. Es war die Zeit, wo Ibsen und Lenin, Stefan George und Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind und Max Halbe, Thoms Mann und Otto Julius Bierbaum, Paul Klee und Wassily Kandinsky in München lebten, wo Schwabing seinen schillernden Ruf begründete. Schwabing, das behäbige Bauerndorf draußen vor dem Siegestor, hingelagert um das Nikolai-Kirchlein und das Biederstein-Schlößchen, wurde mit einem Male zu einem Stück Großstadt mit langweiligen Straßen und öden Mietskasernen, zu einem Bohème-Viertel mit Ateliers und Literatur-Cafés, Geniebetrieb, Malweibern und weltanschaulichen Radikalisten.“

(Hubensteiner Benno: Bayerische Geschichte. Staat und Volk, Kunst und Kultur, München 1994, S. 453, zitiert in Körner: Geschichte des Königreichs Bayern, S.173.)

„As Schlechte howe z’ruck g’schmissn, as Goude howe vor mir asbreit, dou scheint d’Sunna draf und douvon lebe“ (Die 95-Jährige Rosa Meyer aus Wondrebhammer im Interview mit dem Neuen Tag vom 26.1.2024)

Schön, wenn man sich im Alter v.a. an die guten Seiten des Lebens erinnert. 

„Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und befriedigt sie, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her“ (Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen 2)

Dieser Spruch sollte über auf diesem Blog über jeder Übersicht stehen, es geht weder um die Menge der Wirtshäuser, noch der verkosteten Biere, noch der Boazn oder Feste, sondern um das intensive Durchdringen des Moments, ein besonderes Stück Bayern zu genießen. 

„Ihre herausragende Sprachkraft dokumentiert eine lebensfrische, ausdrucksstarke Mundart, die Bayern mit dem Siegeszug des Prekariatsnordischen unwiederbringlich preisgegeben hat“ (Wittmann, Reinhard: Lena Christ, in: Weigand, Katharina (Hg.): Große Gestalten der bayerischen Geschichte, S. 440)

Das Prekariatsnordische als Zeichen der Sprachverarmung? Ein interessanter Ausdruck über den Identitätsverlust der Sprache.

„Das vorwiegend noch agrarische Bayern ist heute noch das kulturkräftigste, beharrlichste und sozial geschlossenste unter den Bundesländern. Darum sind föderalistische Staatspolitik im Bund mit den deutschen Bruderstaaten und wohlabgewogene Kulturpolitik, die bei allem gesunden Fortschritt die ‚Substanz‘ erhält, das Doppelerbe bayerischer Geschichte in Gegenwart und Zukunft.“ (Bosl, Karl, zitiert in Rumschöttel, Hermann: Wilhelm Hoegner, in: Weigand, Katharina (Hg): Große Gestalten der bayerischen Geschichte, S. 453)

Die Spannung zwischen Fortschritt und dem Erhalt der Substanz waren wohl damals schon kompliziert zu handhaben, heute noch umso schwieriger, wenn es um Flächenfraß, Strukturwandel und und und geht.

Auf Totenbrettern wurden früher die Toten aufgebahrt, bis die begraben wurden. Anschließend wurden sie oft mit Sprüchen versehen an z.B. an Wegkreuzungen ausgestellt, um der Toten zu gedenken (das folgende aus: Dermühl, Peter: Sepp, jetz geht’s dahi. Eine kleine bayerische Kulturgeschichte vom Tod, S. 111f.)

„Das gilt dem Johann Weindl, g’lebt hat er wie ein Schweindl,

gsoffen hat er wie eine Kuh, der Herr geb‘ ihm die ewige Ruh.“

„Du fragst wer logiert da drin? / Es ist die Anna Schnitzelin.

Sie lag mit 45 Jahr / grad zu Martini auf der Bahr.

Sie war von allen Lastern frei / und trieb sehr stark die Gärtnerei.

Sie hat gebaut viel Rub’n und Rädig (Rettich) / Gott sei der armen Seele gnädig! Amen“

„Hier liegt Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug“

„Hier schweigt Johanna Vogelsang, sie zwitscherte ihr Leben lang“

„Vadda unsa,

dankschee dafür, dass i leb, dass i bin,

dass i dao sei derf in der Woid dao herin!

Wia schee, dass i lebm konn, schnaufa und fuihn,

mi gfrein und lacha, arbatn und spuin,

liabn und gern haom, gern ghabt wern,

geh huif ma, dass i weiterhin lern

ja zum saogn zu mir, zu de andern, zum Lebn,

zu oi dem Scheena, des waost ma haost gebm!“

(Bayerisches Schulgebet, mit dem Resi Lebmeier den Grundschulunterricht begonnen hat, aus: Baum, Karl: Hausbuch der bayerischen Bräuche und Feste, S. 174)

So ein schönes Gebet, dem braucht man eigtl. gar nix hinzuzufügen. Außer, dass es auch vielen Erwachsenen was bringen würde. 

„Religion ist Schauspiel und Gnade zugleich“

(Schlossbenefiziat Josef Schlicht bei Straubing, aus: Baum, Karl: Hausbuch der bayerischen Bräuche und Feste, S. 96)

„Heiliger Antonius, du kreizguada Mo,

pack mi beim Schüpl und führ mi da no“

(ebda.) Der Heilige Antonius heißt in Bayern auch Schlamper-Toni, weil er für das Verlorene zuständig ist. Daher auch das obengenannte Gebet.

Der Hiesl, eigtl. Matthias Klostermayer, war zuerst Wilderer, dann Räuber zu Zeiten Karl Theodors. Lange konnte er seinen Häschern entwischen, dann wurde er geschnappt. Ein Angebot Hiesls an den Kurfürsten, für 70 Gulden im Jahr ein ehrbares Leben zu führen, schlug der Herrscher ab, Hiesl starb auf dem Rad. Seinen Leibhund stopfte man aus und stellte ihn in Mannheim zur Schau. (Vehse Karl Eduard, Bayerns Könige privat, S. 181)

Kurfürst und später König Max Joseph I. war anscheinend ein recht umgänglicher Mann, so unterhielt er sich etwa ganz normal mit den Bauern an der Schranne. Als 1801 zwei Häuser in München zusammenstürzten, kam er aus seinem Palast und half, die Leute zu bergen. Einer der Geretteten war Joseph Fraunhofer (Vehse, Könige, S. 209)

Einst gab es argen Streit im königlichen Hause. Eine der Prinzessinnen hatte das damals unschickliche Wort „Frauenzimmer“ zur Schwester gesagt, was die Königin sehr erboste. Die Oberhofmeisterin und Hofdamen mussten kommen, die Königin wollte wissen, von wem die Prinzessin so ein Wort hatte. Weil keine gestehen wollte, sollten alle entlassen werden. Daraufhin gab es ein großes Gejammer, das so laut war, das der König Max Joseph I. selbst erschien und nach dem Grund des Tumults fragte. Keine wollte ihm jedoch sagen, worum sich der Streit drehte, wen und solange er auch fragte. Also ging er wütend davon, nicht ohne die Anwesenden „Frauenzimmer“ zu nennen. Das Rätsel war somit gelöst, die Damen durften bleiben. (Vehse, Könige, S. 215 f.)

Wie verhasst Lola Montez in der Bevölkerung war, zeigt folgende Geschichte: Um die Tänzerin vor dem Zorn des Volkes zu schützen, wurde Soldaten vor ihrem Haus postiert. Diese konnten aber wegen Personalmangels nicht abgelöst werden. „Von 9 Uhr abends an fiel der Regen in Strömen. Um 11 Uhr schickte Lola hinab und ließ den Truppen sagen, sie könnten Bier, Wein, Braten haben soviel sie wollten. Die Soldaten, durchfroren und durchnäßt und seit zwölf Stunden nüchtern, gaben zur Antwort: ‚Von so einem Mensch wollen wir nichts.'“ (Vehse, Könige, 247 f.)

Max Reger saß einmal im Konzert neben einer Dame, als ein langes Fagottsolo gespielt wurde. Die Frau fragte ihn: „Erzeugt der Musiker all diese Töne mit dem Mund?“ Und Reger meinte: „Hoffen wir’s, gnädige Frau.“ (Starzinger Philipp, Bayern Sammelsurium, S. 46)

Xaver Krenkl war Pferdezüchter, Veranstalter des Oktoberfest-Turniers und Münchner Original. Ein Adeliger meinte einmal, Krenkl hätte dem Pferd Pfefferkörner in den Hintern getan, damit es den Schweif recht schön hoch trage. Krenkl: „Herr Graf, etz zutzeln’s amal, und wann’s a oanzigs Pfefferkörndl rausbringen dann ghört des Pferdl Eana.“

Einmal überholte Krenkl die Kutsche von Kronprinz Ludwig im Englischen Garten, das war streng verboten. Doch Krenkl rief dem Kronprinz zu: „Majestät, wer ko der ko!“ (Starzinger Philipp, Bayern Sammelsurium, S. 65)

„Das baierisch volk, gemainlich davon zu reden, ist geistlich schlecht und gerecht, get, läuft gern kirchferten, hat auch vil kirchfart; legt sich mer auf den ackerpau und das viech dan auf die krieg, denen es nicht fast nachläuft, trinkt ser, macht vil kinder; ist etwas unfreuntlicher und ainmüetiger als die nit vil auß kommen gern anhaims eralten, wenig hantierung treiben, fremde lender und gegent haimsuchen.“

Spricht man allgemein vom baierischen Volk, so ist es in geistlichen Dingen eher schlichten Gemüts, aber gewissenhaft, liebt Wallfahrten, wobei es auch viele Wallfahrtsorte gibt,; die Baiern halten es auch mehr mit Ackerbau und Viehzucht als mit Krieg und Kampf, auf die sie nicht aus sind; die Leute trinken viel und machen noch mehr Kinder. Der Baier neigt zur Übellaunigkeit und zum Einzelgängertum wie viele, die nicht weiter herumkommen und lieber zuhause alt werden, die Kaufhandel weniger mögen, ebenso wenig wie sie fremde Länder und Gegenden bereisen.

(Johann Turmair, genannt Aventinus, aus: Klaus Wolf, Bayerische Literaturgeschichte)

„Vom Ernst des Lebens halb verschont, ist der schon, der in München wohnt.“

(Eugen Roth)

„Wir Bayern sind kein gottesfürchtiges, sondern ein gottanhängliches Volk.“

 (Oskar Maria Graf)

„Wer a so redt wia eahm da Schnabe gwachsn is, des is a Mon ohne Falsch, des is a aufrechter Baier.“

(Volksweisheit)

Nun ja, tatsächlich gibts auch Schlitzohren, die bayerisch reden. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wer einen Dialekt hat, der hat eine Heimat, der kommt von wo her. Der hat dort eine Verankerung und ist authentisch.

„Liaber boarisch sterbn wia kaiserlich verderbn.“

(Volksweisheit)

Hu, das klingt schon so nach Sterben fürs Vaterland, etwas, dass man bei den Bayern nicht vermuten möchte. Tatsächlich stand Bayern immer zwischen den Österreichern und den Preußen, Und meistens wollte der eine oder der andere Kaiser, das Bayern für ihre Sache sterben sollten. Ja, sogar ein Franzosenkaiser hat die Bayern ordentlich verheizt. Also mit den Kaisern stirbt der Bayer auch. Am besten man lebt boarisch, sollen sich die fremden Kaiser doch selber verderben.

„Die übrigen Stämme Germaniens haben von den Bayern die Sprache bekommen.“

(Froumund vom Tegernsee)

Lange Zeit haben Bayern als Erzbischöfe Köln regiert, einen haben die Kölschen ganz ins Herz geschlossen:

„Bei Clemens August trug man blau und weiß, da lebte man wie im Paradeis!“

Vielleicht haben sie für ihre lockere Lebensart am Rhein ja auch ein bisserl was von uns Bayern gelernt…

„Heute ist die gute, alte Zeit von morgen.“

(Karl Valentin)

„Zwoa Quadratmeter g’langen auf d’Letzt,

a so is am Menschen aufg’setzt;

drum woas i nix Bessers, nix Feiners,

wiar a frische Maß Bier und a Schweiners.“

(Georg Lohmeier)

It’s nice to be a Preiss

but it’s higher to be a Bayer

and it’s the greatest Stolz

to be from the Oberpfolz!

Am 8.Tag erschuf Gott die Dialekte.
Alle Völkchen waren glücklich.
Der Berliner sagte: „Icke habe nen tollen Dialekt,wa?“,
der Hanseate sagte: „Mein Dialekt is dufte!“,
der Kölner sagte: „Mit meinem Dialekt feiert man Karneval!“
Nur für den Oberpfälzer war kein Dialekt übrig.
Da wurde der Oberpfälzer traurig…
Irgendwann sagte dann Gott: „Ou mei, Bou, nouchad redst hold sua wöi iech!“

Bayern ist schöner, erfolgreicher und innovativer, da müssen wir doch den Anderen die Illusion lassen, dass wir wenigstens Deppen san

(Seppi, ich glaub aus Quer)

Anekdoten von Ludwig I.:

„Es ist kalt. Der König geht im Hofgarten spazieren und trifft auf einen Studiosus, der lesend auf und nieder geht. Der leutselige Monarch, der von dem Studierenden nicht erkannt wird, fragt: „Mein Lieber, warum arbeiten Sie nicht auf Ihrem Zimmer?“ Der Student antwortet – immer nebenbei lesend und kaum aufsehend: „Ich hab kein Geld fürs Holz.“ Der König erwidert: „Warum wenden Sie sich nicht an den König?“ Da sagt der junge Mann: „An den Geizkragen Ludwig? Niemals. Dazu wäre das Papier zu schade.“ Schon am nächsten Tag fuhr man dem Studiosus einen Klafter Scheiter vor die Haustür mit einem kgl. Billet, auf dem geschrieben stand: „Für die Erwärmung der Wissenschaft! Ludwig der Geizige.““ (aus Lohmeier, Liberalitas Bavariae, S. 249 f.)

Als das Innenministerium einmal die Kirwas, Kerwas, Volksfeste etc. einkürzen wollen, meinte der König: „Keine Herrnhuter sollen die Bayern mir werden, sondern froh und munter nach getaner Arbeit seien sie stets, wie Goethe sich ausdrückt. Volksfeste, worin sich vor allen Teutschen das Königreich Bayern hervortut, sind erfreulich – zu bedauern, gingen an einem Orte sie ein.“ (ebda, S. 263)

Aus Sparsamkeitsgründen (der wunderbare Umbau Münchens musste finanziert werden) hatte Ludwig sogar seinen Kammerdiener entlassen, mit den Worten: „Anziehen kann ich mich selber und ausziehen will ich mich nicht lassen.“ Auf einem Empfang in Aschaffenbrug schneuzte er in sein altes, sogar geflicktes Taschentuch. Als ihn eine Dame der Gesellschaft darum etwas befremdet ansah, meinte er, das Schneuztuch schwenkend: „Gändige Frau, Sie wundern sich über mein Taschentuch? Doch glauben Sie mir, ohne das da, gäb’s keine Pinakothek und keine Glyptothek.“ Tja, dem König waren gesunde Finanzen das A und O: „Grundlage, nicht Zweck sind gute Finanzen dem Staat!“ (ebda.). Was wusste dieser König vor 200 Jahren, was unsere ach so gscheiden Politiker heute nicht mehr wissen?

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